Freiwilligenarbeit im Hospiz: Dilara

Ein freiwilliges soziales Jahr in Israel. Das klang im letzten Frühjahr noch ganz normal, eben nach tollen Erfahrungen in einem hochinteressanten Land und einer wunderbaren Zeit zwischen Abitur und dem Beginn des Studiums. Das dachte sich die damals neunzehnjährige Dilara und begann im Sommer mit ihrer Freiwilligentätigkeit in einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung in der Nähe von Tel Aviv.

Drei Monate war sie bereits dort, als die Hamas am 7. Oktober die ersten Raketen auf Israel abfeuerte. Von einem Moment auf den nächsten war alles anders. Vor allem surreal, findet Dilara im Nachhinein. Sie wollte bleiben, fühlte sich sicher im Schutzraum der Einrichtung und wurde dann doch zusammen mit anderen Freiwilligen zunächst nach Jerusalem, also ins Hinterland, verlegt. Ein bisschen wie in Quarantäne fühlte sich das alles dann an, aber die Arbeit in der Einrichtung fand weiterhin statt, ganz normal.

Schließlich meldete sich aber die deutsche Krankenversicherung: Zu gefährlich sei der Aufenthalt im Kriegsgebiet, entweder müsse Dilara zurück nach Hause oder sie sei nicht weiter krankenversichert. So reiste sie in der letzten Oktoberwoche zurück nach Deutschland, vorübergehend, das war ihr klar. Sie wollte so schnell wie möglich zurück nach Israel.

Zur Überbrückung der Zeit suchte sie eine andere Beschäftigung und kam auf Empfehlung einer Bekannten, die im Hospiz am Deich ehrenamtlich tätig ist, zu uns: Täglich vier Stunden an fünf Tagen in der Woche konnte uns Dilara zur Verfügung stellen – aber mit der Option, jederzeit aufzuhören, um nach Israel zu reisen und da ihre ursprüngliche Freiwilligenarbeit wieder aufzunehmen.

Die Arbeit im Hospiz am Deich, hauptsächlich in der Begleitung der Gäste und im Bereich der Hauswirtschaft, war aufregend und voller neuer Erfahrungen: Bisher hatte Dilara mit ihren mittlerweile 20 Jahren noch nicht viel Kontakt mit den Themen Sterben, Tod und Trauer gehabt. Ohne Scheu vor dem unbekannten Terrain widmete sie sich den ihr übertragenen Aufgaben im Hospiz und fühlte sich bereits nach kurzer Zeit bestens vertraut mit Haus und Team. Ihr gefällt hier besonders, dass sie auch selbständig arbeiten und ihr Organisationstalent ausbauen darf. Dass sie eine neue Flexibilität an sich entdeckt. So nutzt sie diese Überbrückungszeit auf sinnvolle Weise.

Den Kontakt nach Israel hielt und hält Dilara die ganze Zeit. Auch ihren Hebräisch-Kurs setzt sie fort, den gibt es auch online. Der Einrichtung geht es so weit gut, das weiß sie, aber die Volontär*innen fehlen.  Inzwischen gibt es ein strenges Sicherheitsprotokoll, dessen Einhaltung das Risiko weitgehend minimiert. Deswegen werden sich jetzt auch die Probleme mit der Krankenversicherung lösen lassen. Vielleicht schon sehr bald – und dann geht es endlich zurück nach Israel.

Dilara ist froh, dass ihre Familie sie bei ihren Plänen unterstützt und hinter ihr steht und nicht versucht, ihr ihr Vorhaben auszureden. Angst vor der Rückkehr in ein Land, das sich im Krieg befindet, hat sie nicht. Wenn alles gut läuft, wird sie bis zum August dieses Jahres in Israel bleiben, eventuell auch länger. Sie überlegt, anschließend in Heidelberg Sonderpädagogik zu studieren.

Liebe Dilara, es war und ist eine Freude, hier mit dir im Hospiz am Deich zu tun zu haben. Bewahre dir deine Neugier und deine Liebe zu den Menschen. Wir werden voller Spannung und Anteilnahme verfolgen, wie es für dich weitergeht, und wünschen dir für deine Zukunft alles Gute!

 

Published On: 16. Februar 2024Categories: Hospizarbeit, Menschen und Tiere

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