Erstes großes Abschiedsritual am Deich

Am letzten Wochenende war es endlich so weit: Das erste große Ritual zur Verabschiedung von im Hospiz am Deich verstorbenen Gästen konnte stattfinden. Lange hatten wir diese Veranstaltung geplant, zu der alle An- und Zugehörigen der Gäste, die von April 2023 bis Februar 2024 verstorben sind, eingeladen wurden.

Da wir unsere gesammelten Papierschiffchen mit den Namen der Verstorbenen zu Wasser lassen wollten, brauchten wir einen barrierefreien Platz an der Dove Elbe. Diesen fanden wir beim Schulbootshaus Bergedorf, das etwa 1,5 km vom Hospiz entfernt liegt. Weitere Unterstützung kam von „Uns Ewer“, dem Museumsschiff aus Bergedorf, dessen ehrenamtliche Besatzung sich dazu bereiterklärte, unsere Schiffchen aus biologisch abbaubarem und wasserlöslichem Papier am Anleger entgegenzunehmen und an einer geschützten Stelle in die Strömung der Dove Elbe zu setzen.

104 Gäste wurden bei unserem Ritual noch einmal verabschiedet. Ungefähr 100 An- und Zugehörige waren dabei, als die Namen und Sterbedaten der verstorbenen Gäste noch einmal feierlich verlesen wurden. Anschließend wurden die Papierschiffchen an die modernen Fährleute von „Uns Ewer“ übergeben. (Wer sich in der griechischen Mythologie auskennt, weiß von Charon, dem alten Fährmann und Grenzgänger zwischen den Welten der Lebenden und der Toten, der die ankommenden Seelen der Verstorbenen in seinem Nachen über den Grenzfluss Acheron (Styx) ins Totenreich des Hades überführt – sowohl der Kapitän wie auch der nachgebaute Gemüseewer passten hervorragend in dieses Bild.)

Im Anschluss an die Verabschiedung der Schiffchen am Bootshaus ging es dann zurück zum Hospiz am Deich zu Kaffee und Kuchen auf der Terrasse und im Garten. Bei herrlichem Wetter und entspannten Gesprächen mit zahlreichen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden ließen unsere An- und Zugehörigen, von denen einige zum ersten Mal wieder im Hospiz am Deich waren, den Nachmittag ausklingen, tauschten Erinnerungen aus und freuten sich an der Gesellschaft von „Eingeweihten“.

Es war ein wunderschönes Ritual, bei dem geweint und gelacht werden durfte. Eine kostbare miteinander verbrachte Zeit und ein Meilenstein auf jedem individuellen Trauerweg. Was auf so einem Weg fast immer gut tut: Zu wissen, dass wir nicht alleine sind. Weder mit unserer Trauer noch mit der Erinnerung an unsere verstorbenen Menschen.

Wir bedanken uns sehr herzlich beim Schulbootshaus Bergedorf, bei der Besatzung von „Uns Ewer“ und natürlich bei den besten Nachbarn von allen, dem DRK Bergedorf, bei denen wir zum wiederholten Male Pavillons und Biertischgarnituren ausleihen durften.

Published On: 13. Juni 2024Categories: Hospizarbeit, Rituale, Trauerarbeit

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